Ein wichtiger Baustein der persönlichen Krisen- und Notfallvorsorge ist ein fertig gepackter Notfallrucksack. Passiert ein Unglück und muss man das Haus verlassen, sind bereits alle notwendigen Dinge fertig gepackt. Dieser Artikel beinhaltet wichtige Informationen zum Fluchtrucksack, erklärt wichtige Bestandteile und enthält eine Packliste.
Gibt es verschiedene Arten von Fluchtrucksäcken?
Ja! Es gibt verschiedene Arten von Fluchtrucksäcken, unterschieden nach Anwendungsszenarien. Man unterscheidet zwischen dem Bug-Out-Bag und dem Fluchtrucksack. Der Unterschied der beiden Packarten liegt in der Anwendung. Während der Bug-Out-Bag nur für eine kurze Zeit im “Außeneinsatz” gedacht ist, ist der Fluchtrucksack eher für den langfristigen Einsatz gedacht.
Als Beispiel: Bei einem Bauprojekt wird ein Blindgänger entschärft und die Bevölkerung muss für eine Nacht evakuiert werden. Ein klassischer Fall für den gepackten “Bug-Out-Bag”, der immer an einer gut erreichbaren Stelle gelagert ist. Ähnliche Szenarien könnten Naturkatastrophen wie Erdbeben, Stürme oder sintflutartige Regenfälle sein, bei denen vielleicht ein Teil der Wohnung beschädigt wird, sodass man diese kurzfristig verlassen muss.
Während dar Bug-Out-Bag nur für ca. drei Tage mit Lebensmitteln oder Medikamenten ausgestattet sein muss, ist der Fluchtrucksack für einen längerfristigen Einsatz komponiert. Wer länger unterwegs ist, kann selbstverständlich nur für einen gewissen Zeitraum Nahrungsmittel oder Medikamente im Rucksack bevorraten. Hier ist neben guter Planung auch weiteres theoretisches Wissen zu Natur- und Pflanzenwelt nötig um sich ggf. selbst versorgen zu können. Für “Städter” ist das keine leichte Aufgabe aber auch sicher keine unmögliche.
In aller Kürze: Der größte Unterschied zwischen „Bug-Out-Bag“ und Fluchtrucksack ist der Einsatzzeitraum. Der Bug-Out-Bag ist für einen kurzfristigen Einsatz gepackt, der Fluchtrucksack für einen langfristigen Aufenthalt ggf. sogar in freier Natur.
Wichtig: In einem Krisenszenario sollte natürlich immer erst der Aufenthalt in einer geschützten und bekannten Umgebung vorgezogen werden. Es ist also gut abzuwägen, ob die eigenen vier Wände überhaupt zu verlassen sind. Aber es ist sicher gut, auch auf einen “Außeneinsatz” vorbereitet zu sein.
Allgemeine Packregeln für den Fluchtrucksack
Eine Packliste für Notfall- bzw. Fluchtrucksäcke findet ihr unter unter dem kommenden Unterpunkt. Allerdings sind einzelne Ausrüstungsgegenstände (ggf. sogar Marken) gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist es, dass Konzept dahinter zu verstehen. So gibt es Ausrüstungsgruppen die in jedem Fluchtrucksack Anwendung finden, diese orientieren sich an den Problemstellungen mit denen man im Ernstfall konfrontiert wird.
Der Inhalt des Fluchtrucksacks sollte den Grundbedürfnissen des Menschen entsprechen. In der Survival-Fachliteratur wird häufig die 3-3-3-Regel erwähnt. Der Mensch kann 3 Minuten ohne Luft, 3 Tage ohne Wasser, 3 Wochen ohne Nahrung auskommen. Da wohl kaum jemand Pressluftflaschen in einem Notfallrucksack mitführt, kann man diesen ersten Punkt getrost überspringen. Hier könnte man vielleicht über eine Maske zur Filtrierung der Atemluft nachdenken, inwieweit dieses Szenario jedoch Anwendung findet und wie wahrscheinlich ein solches ist, steht jedoch in den Sternen. Für einen Krankheitsausbruch (siehe Covid-19), mag eine Maske sinnvoll sein, hier scheiden sich ja bekanntermaßen die Geister! Zum Thema Maske ist wichtig: Es gibt ein Vielzahl von Masken für eine Vielzahl von Anwendungsgebieten. Welche die richtige ist kommt immer auch auf den Anwendungsfall an.
Die Punkte Wasser und Nahrung sind dafür allerdings deutlich wichtiger und sollten Priorität genießen. Im Gegensatz zum „Bug-Out-Bag“ ist der Fluchtrucksack für längerfristige Notfallsituationen ausgestattet. Es sollte klar sein, dass es keinesfalls reicht eine Wasserflasche und ein wenig Outdoor-Nahrung einzupacken. Hier sind ggf. Wasserfilter für die langfristige Versorgung sowie Kenntnisse für die Versorgung mit Nahrungsmitteln aus der Natur erforderlich.
Die sogenannte 3-3-3-Regel bildet einen sehr wichtigen Teil nicht ab. Im Rahmen der Kriesenvorsorge müssen immer auch die örtlichen Verhältnisse bedacht werden. Dabei geht es neben demographischen Gegebenheiten auch um Wetter und Temperatur. Deutschland ist kein besonders warmes Land (auch wenn wir in den letzten Jahren stets auch extrem heiße Sommer hatten). Tatsächlich besteht in ca. 10 Monaten des Jahres die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass die Nacht in Deutschland so kalt ist, dass die Möglichkeit einer Erfrierung nicht ausgeschlossen ist. Sprich: Was nutzt Nahrung für 3 Wochen, wenn man die erste Nacht nicht überlebt?
Notfallvorsorge ist immer auch ein individuelles Thema.
Packliste für den Fluchtrucksack
Neben den allgemeinen Hinweisen für Fluchtrucksäcke gibt es natürlich auch eine Liste von wichtigen Hilfsmitteln, die in einem Fluchtrucksack nicht fehlen dürfen.
Auswahl des richtigen Rucksacks – Die Qual der Wahl?
Die Auswahl des richtigen Rucksacks ist sehr wichtig und steht in der Prioritätsliste weit oben. Oft wird hier einfach das teuerste Modell empfohlen (ein Schelm wer hier an die Provisionen denkt). Ich bin der Meinung, dass der richtige Rucksack nicht unbedingt der teuerste ist. Jeder Mensch und jeder Rücken ist anders. Deswegen lautet meine Empfehlung: Der Rucksack sollte unbedingt einmal angezogen werden. Wie ist das Tragegefühl? Sind die Riemen und Beckengurt komfortabel genug? Ist der Rucksack groß genug damit alles wichtige rein passt? Diese Fragen sollte man sich vor dem Kauf stellen.
Rucksäcke namhafter Marken können inzwischen in diversen Outdoorgeschäften ausprobiert werden. Selbst die Discounter wie Aldi und Lidl bieten saisonal Wander- und Tracking-Rucksäcke an. Neben den Discountern sei hier auch noch einmal der französische Anbieter Decathlon angeführt. Hier finden sich neben den teuren Markenartikeln auch Rucksäcke der Eigenmarke die oft deutlich günstiger sind. Mein Tipp an dieser Stelle: Nicht einfach zum teuersten Artikel greifen sondern anprobieren und schauen, welcher Rucksack zu einem passt.
Auch die Größe des Rucksacks ist von Bedeutung. Während für einen BugOutBag auch ein kleinerer Rucksack genutzt werden kann, ist der Fluchrucksack aufgrund der Vielfalt von mitzuführendem Material sehr groß. Es eignen sich Rucksäcke ab 60 Litern. Auch die Aufteilung der Rucksacks und die Beschaffenheit sollte bedacht werden. Themen wie Regenschutz, Zusatztaschen und Schlaufen zur weiteren Befestigung von Gegenständen sind ebenfalls zu überdenken. Rucksäcke aus dem militärischen Bereich nutzen oft das sogenannte “Molle-System”, ein System mit dem der Rucksack über Schlaufen modular erweitert werden kann.
Auch über Regenschutz soll hier noch etwas gesagt werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Rucksack und die Dinge darin vor Regen zu schützen. Viele Rucksäcke haben einen inkludierten Regenschutz der im Falle eines plötzlichen Regens über den Rucksack gespannt werden kann. Wasserdichte Packsäcke zur Aufteilung und Ordnung im Rucksack sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, die mitgeführten Dinge vor Feuchtigkeit zu schützen. Diese findet man günstige bei Amazon oder auch im Maritimbereich vom Bauhaus. Ein letzte Möglichkeit den Rucksack vor Nässe zu schützen ist ein Poncho, der neben dem Körper auch den Rucksack überdeckt.
Fertig kaufen oder selbst zusammenstellen?
Das ist immer wieder die Frage. Anbieter für Survivalbedarf bieten immer wieder fertig zusammengestellte Fluchtrucksäcke an. Sind diese zu gebrauchen? Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Angebote dieser Art vor allem mit billigem und qualitativ minderwertigen Produkten ausgestattet sind. Es gibt nur weniger Anbieter, die hochwertige Produkte verwenden und diese haben dann natürlich auch einen Preis. Der Kopp-Verlag bietet einen hochwertigen fertigen Fluchtrucksack an, der allerdings auch direkt mit knapp 1.500 € zu buche schlägt.
Das ist viel Geld und nicht jeder kann sich eine solche Investition leisten. Zudem gibt es noch einen weiteren Nachteil: Wer einen fertigen Rucksack nutzt kennt sich nicht mit dem Inhalt aus, hat die Ausrüstungsgegenstände also selten oder gar nicht genutzt. Um das zu veranschaulichen: Es ist sicher gut einen Kocher im Gepäck zu haben, der mit Gas, Benzin Holz befeuert werden kann. Wenn ich diesen Kocher aber nicht bedienen kann, bringt er mir im Fall der Fälle rein gar nichts.
Mein Tipp an dieser Stelle: Gehirn benutzen und sich die nötigen Dinge selbst zusammenstellen. So können je nach Budget immer wieder das ein oder andere Gadget hinzugekauft werden. Und man kennt jedes Teil des Fluchrucksackes ganz genau und das zahlt sich im Fluchfall auf jeden Fall aus.
Ich hoffe mit diesem Artikel die ein oder andere Entscheidungshilfe geben zu können, wie Du einen vernünftigen Fluchrucksack zusammenstellst.
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